Neben einer hochfrequenten Einzeltherapie mit drei Einzelgesprächen à 50 min nehmen die Patienten an bis zu 10 Basis- und Spezialgruppen à 100 min. in der Woche teil. Mit Ausnahme der Schematherapie-Basisgruppe handelt es sich bei allen therapeutischen Gruppen um sogenannte halb-offene Gruppen. Die Patienten werden – soweit möglich – für die Dauer ihres Aufenthaltes einer festen Gruppe zugeordnet, mit der sie an den verschiedenen Psychotherapieangeboten teilnehmen. So können sich die therapeutisch stützende Wirkung der Gruppe und ein Zusammengehörigkeitsgefühl besonders gut entfalten.
Selbstkompetenz und Resilienz beschreiben die menschliche Kompetenz in Bezug auf das eigene Wissen und Handeln sowie die psychische Widerstandsfähigkeit und »innere Stärke« im Umgang mit äußeren und inneren Herausforderungen. Resiliente und selbstkompetente Menschen reagieren flexibel auf sich verändernde Umstände, Belastungen, Anforderungen und Einschränkungen. Darüber hinaus weisen sie spezifische Fertigkeiten auf, Krisen und herausfordernde Situationen zu meistern, Entwicklungschancen zu nutzen, eigene Begabungen zu entfalten sowie Lebenspläne zu fassen und weiterzuentwickeln.
Zur Stärkung der Selbstkompetenz und Resilienz werden detailliert verschiedene Ressourcen fokussiert. Die Patienten lernen, eine Haltung der »Inneren Stärke« wiederzuentdecken, zu vertiefen und eine nachhaltige Umsetzung im Alltag zu etablieren. Wichtige Bausteine auf diesem Weg sind: Selbstwirksamkeitserleben und Selbstwert, Stresserleben und innere Antreiber, Bedürfnisse und Werte, Akzeptanz und Grenzen, Beziehungsnetz und Kommunikation, Dankbarkeit und Genussfähigkeit sowie die wertebasierte und lösungsorientierte Zukunftsausrichtung. Dies wird durch ein vielseitiges Repertoire an einfachen und dennoch hochwirksamen Übungen erfahrbar und in jeder Einheit durch die Vermittlung von theoretischen Hintergründen und Grundlagen untermauert. Der Austausch sowohl in der gesamten Gruppe als auch in Kleingruppen ist ein sehr wichtiger Bestandteil.
Das Gruppenangebot beinhaltet Elemente aus der positiven Psychologie, der Verhaltenstherapie, der Akzeptanz- und Commitmenttherapie (ACT), sowie Stressbewältigungsstrategien, Methoden aus der Resilienzforschung und erlebnisbasierte Verfahren.
Die Gruppe als „Mehr-Personen-Beziehung“ bietet ein Übungsfeld für die Wahrnehmung und Differenzierung von Affekten sowie für die Regulation von Gefühlen und Impulsen. In der interaktionellen Therapie können die Patienten lernen, die eigenen Kommunikations- und Interaktionsfähigkeiten weiterzuentwickeln und zu stärken. Ein wesentlicher Wirkfaktor im Sinne „lebendigen“ Lernens ist dabei das Erleben von Halt in der Gruppe. Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeit werden durch die Reflexion der Selbst- und Fremdwahrnehmung und auch des eigenen Gruppenverhaltens gestärkt. Neben therapeutisch relevanten Schwerpunkten nimmt die Bearbeitung persönlicher aktueller Themen einen wichtigen Stellenwert ein.
Die interaktionelle Gruppentherapie ermöglicht den Patienten, im wertschätzenden und therapeutisch achtsam begleiteten Austausch problematische Beziehungsmuster zu erkennen und zu hinterfragen, um dann ggf. neue, korrigierende Erfahrungen zu machen. Die Wirksamkeit dieser Methode ist vielfach wissenschaftlich belegt.
Achtsamkeit ist definiert als ein klares und nicht-wertendes Gewahrsein dessen, was in jedem Augenblick geschieht. Obwohl die Praxis der Achtsamkeit ihren Ursprung im Buddhismus hat, ist sie im Zuge der 3. Welle der Verhaltenstherapie in die westliche Therapie eingegangen. Zahlreiche Metaanalysen können die positive Wirkung von achtsamkeitsbasierten Therapieverfahren auf Gesundheit, Stressbewältigung und Gesundungsprozesse bei unterschiedlichen Krankheiten nachweisen. Das bekannteste Verfahren aus dem Bereich der Achtsamkeit ist der MBSR-Kurs (Mindfulness-Based Stress Reduction, Stressbewältigung durch Achtsamkeit) nach Jon Kabat Zinn.
Die Gruppe „Achtsames Erleben“ im Stillachhaus bietet auf vielfältige Weise die Möglichkeit zum Sich-Fühlen und Erforschen. Im Zentrum stehen der Körper und das emotionale Erleben. Diverse Übungen aus den Bereichen Achtsamkeit, Personal-Initiatische Atemtherapie (nach Karlfried Graf Dürckheim), Kreative Bewegungs- (Tanz-) und Ausdruckstherapie sowie Transpersonale Prozessarbeit ermöglichen, sich allein oder auch im Kontakt mit anderen Menschen tiefer kennen und verstehen zu lernen. Dabei wird neben Wahrnehmungs- und Spürübungen u.a. auch mit Phantasiereisen, Imaginationsübungen und unterschiedlichen Meditationstechniken (z.B. bewegte, dynamische Meditationen) gearbeitet. Verschiedensten Medien wie Farben, Symbole, Klanginstrumente, Collagen- oder Naturmaterialien etc. ermöglichen einen kreativen Ausdruck des Erlebten.
Durch das erlebnisorientierte Vorgehen wird die Verbindung zwischen Körper, Gedanken und Gefühlen (wieder) hergestellt, so dass der Zugang zu innerem Erleben und zur eigenen Gefühlswelt gefördert wird. Der Austausch in der Gruppe unterstützt die Verarbeitung und Integration des unmittelbaren Erfahrungswissens.
Das Therapieangebot ‚Achtsames Selbstmitgefühl‘ dient der Vermittlung der Kompetenz, sich selbst freundlich und mitfühlend zu begegnen. Diese Fähigkeit ist eine wesentliche Grundlage für die nachhaltige Veränderung negativer Einstellungen und Verhaltensmuster.
Mit einer Mischung aus Reflexionen, Übungen und Meditationen ermöglicht das Konzept tiefgreifende Erfahrungen. Das Gruppensetting bietet dabei für jeden Einzelnen den Mehrwert von Vielfalt an Erfahrungsberichten und Austausch und unterstreicht gleichermaßen den Aspekt der gemeinsamen Verbundenheit.
In Anlehnung an das von Kristin Neff und Christopher Germer entwickelte Übungsprogramm ‚Mindful Self-Compassion‘ werden im Stillachhaus Therapie-Bausteine mit folgender Ausrichtung angeboten:
Achtsames Selbstmitgefühl entdecken: Was genau ist gemeint mit achtsamem Selbstmitgefühl und welche Hintergründe stecken dahinter? Welche Widerstände gibt es vielleicht auch?
Freundlichkeit und liebevolle Güte für sich selbst und andere: Wie kann die ganz eigene mitfühlende Stimme entdeckt werden? Und wie kann sie auch im Alltag dienlich sein?
Umgang mit schwierigen Gefühlen: Wie kann man sich mitfühlend den eigenen schwierigen Gefühlen nähern? Was ist dabei hilfreich und was sollte auch beachtet werden?
Die Natur wird als Heilraum und Ort der Potenzialentfaltung mit allen Sinnen erfahrbar gemacht, wobei achtsam inneres und äußeres Erleben verknüpft wird. Durch verschiedenste Wahrnehmungsübungen entsteht Kontakt mit der Natur. Entspannungstechniken und Meditation leiten dazu an, zur Ruhe zu kommen. Im jahreszeitlichen Kontext begleiten verschiedene „Werkzeuge“, wie Rituale, kreative Interventionen, Geschichten und Wildniswissen die Patienten auf ihrem persönlichen Weg und unterstützen sie dabei eigene Ressourcen zu stärken. Die Patienten werden ermutigt, durch Achtsamkeit und Wertschätzung die Beziehung zu sich selbst, zu ihren Mitmenschen und zur Natur wieder zu erwecken und zu vertiefen. Dadurch werden das seelische und körperliche Wohlbefinden gestärkt. Vielfältige Übungen und Methoden aus den Bereichen Naturtherapie, Waldbaden, Kräuterkunde, Ritualarbeit, Wildniswissen und Resilienz bilden die Grundlage. Auf ganzheitlicher Ebene wird der hohe Selbsterfahrungsanteil mit einigen wissenswerten Hintergrundinformationen bereichert und die Brücke zu einem wertvollen und lebendigen Alltagserleben geschlagen.
Durch kreativtherapeutische Angebote wird die heilsame Kraft der Kreativität in das multimodale Behandlungskonzept des Stillachhauses integriert. Kreativtherapie kann sowohl therapeutisch als auch diagnostisch genutzt werden. Im chronologischen Verlauf der Werke spiegelt sich dabei oft der individuelle Therapie- und Genesungsprozess des Patienten wider. Durch die kreativen, nonverbalen Verfahren können sowohl biopsychosoziale Wechselwirkungen als auch unbewusste intrapsychische Motive und Konflikte erlebbar werden.
Zu den Zielen der Kreativtherapie zählen:
Nach einem Einzelgespräch zur individuellen Standortbestimmung am Beginn des Aufenthalts findet die Kreativtherapie im Stillachhaus überwiegend in der Gruppe statt. Zudem besteht das Angebot eines offenen Ateliers außerhalb der Therapiezeiten.
Die Schematherapie wurde von Jeffrey Young als eine Weiterentwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie konzipiert und integriert auf sehr gelungene Weise Elemente weiterer Therapieverfahren (z.B. Gestalttherapie, Tiefenpsychologie etc.). Die Schematherapie nimmt eine zentrale Bedeutung von Erfahrungen aus Kindheit und Jugend bei der Entstehung chronischer psychischer Probleme an. Auf der Grundlage der Annahme zentraler menschlichen Grundbedürfnisse ist es das Ziel der Therapie, das emotionale Erleben zu verändern und die Menschen zu befähigen, sich als gesunde Erwachsene erfolgreich für die Erfüllung dieser Grundbedürfnisse einzusetzen. In der Schematherapie-Basisgruppe werden die wichtigsten schematherapeutischen Grundlagen vermittelt und erfahrbar gemacht. Die Patienten lernen in der schützenden Atmosphäre einer geschlossenen Gruppe schrittweise, ihre zentralen, dysfunktionalen Lebensmuster (Schemata) und die daraus resultierenden Reaktionsmuster (Modi) zu verstehen, ihre frühere Notwendigkeit als Anpassung an die Umwelt anzuerkennen und erste Schritte in Richtung einer Veränderung zu funktionalem, d.h. die psychische Gesundheit förderndem Erleben und Verhalten umzusetzen.
Die interaktionelle Schematherapiegruppe eignet sich für Patienten, die bereits die Schematherapie-Basisgruppe während ihres aktuellen oder bei einem früheren Aufenthalt besucht haben. In der vertieften schematherapeutischen Arbeit nutzen wir unter anderem Fallvignetten und Beispiele aus dem persönlichen Alltag, um mit Hilfe von zentralen schematherapeutischen Techniken wie Imaginations- und Stuhlübungen, eigenes Erleben und Verhalten tiefgreifend verstehbar zu machen und in Richtung des gesunden Erwachsen zu verändern. Grundlage dieses Ansatzes ist es, dass Menschen mit psychischen Problemen oft auch Schwierigkeiten im interaktionellen Bereich haben. Das Gruppensetting ermöglicht neue, heilsame interpersonelle Erfahrungen und ist für den schematherapeutischen Ansatz durch wissenschaftliche Studien belegt.
Gedanken sind meist flüchtige, kurzfristige Phänomene. Dennoch können sie unser emotional-seelisches und auch körperliches Wohlbefinden maßgeblich beeinflussen. Insbesondere psychische Erkrankungen, z.B. depressive Störungen gehen oft einher mit intensiven Grübelschleifen, Sich-Sorgen und Monitorieren (z.B. intensives Beobachten von Körpersymptomen). Bei der Auswahl und Steuerung dieser Denkmuster sind die sogenannten Metakognitionen sehr bedeutsam. Gemeint ist die Auseinandersetzung mit und Beziehung zu unseren inneren kognitiven Prozessen: das Denken über das eigene Denken. Wesentliche Ziele der MCT sind die Beseitigung des kognitiven Aufmerksamkeitssyndroms (Cognitive Attentional Syndrome= CAS), eine Modifizierung nicht hilfreicher metakognitiver Überzeugungen und die Verbesserung metakognitiver Kontrolle. In der MCT-Gruppe im Stillachhaus werden erste Grundlagen der MCT vermittelt und wesentliche Techniken wie Losgelöste Achtsamkeit, Einsatz von Metaphern und Aufmerksamkeitstraining vorgestellt und vermittelt.
Schmerzbewältigungsgruppen sind integraler Bestandteil multimodaler Schmerztherapieprogramme in der stationären Versorgung chronischer Schmerzpatienten. Insbesondere in psychosomatischen Kliniken werden interdisziplinäre medizinisch-somatische Ansätze mit einem hochfrequenten psychotherapeutischen Angebot kombiniert, wozu auch die Schmerzbewältigungsgruppe zählt.
(Psycho-)Edukative Ansätze haben das Ziel, den Patienten zu unterstützen, biopsychosoziale Zusammenhänge bzw. Wechselwirkungen zu verstehen und geeignete Copingstrategien im Umgang mit den Symptomen zu entwickeln. Hierdurch können erlebte Hilflosigkeit, Vermeidungsverhalten und Passivität in eine optimistische, veränderungsbereite und proaktive Selbstverantwortung bzw. Selbstkompetenz überführt werden. Verknüpft mit kognitiver Verhaltenstherapie und Übungen zur Verhaltensänderung wird der Patient zum Experten seiner Erkrankung. Da in der „Beziehungswelt“ von Menschen mit chronischen Schmerzen die Beziehung oft auf verschiedenen Ebenen gestört ist (Beziehung zum eigenen Körper, zu anderen Menschen, zum Gesundheitssystem), wird die manualisierte Schmerzbewältigungsgruppe im Stillachhaus um psychodynamisch-interaktionelle und mentalisierungsbasierte Elemente ergänzt. Damit werden soziale Prozesse besser erlebbar, soziale Kompetenzen gestärkt und eine Schmerz-Affekt-Differenzierung gefördert.
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